Hirschgrandler

Es war einmal das Jahr 1981, als viele kleine Buben, deren großes Vergnügen es war, gegen Bälle zu treten, aus der heimeligen Schule
entlassen wurden. Vereine waren diesen jungen Gesellen etwas suspekt, auch hatten sie kein Vereinsregister, keine Satzung und noch nicht einmal
eine hundertjährige Tradition. So begab es sich, dass diese jungen Männer voller Furcht davor waren, ohne Schulsport und ohne Vereine in bequemen Sofas
bäuchlings vor sich hin zu wachsen und in aller Ruhe und Gemütlichkeit zu altern. So machten sie sich auf und trafen sich fortan im Hirschgarten um
dort ihrem Vergnügen des Balltretens nachzukommen. Als sie nun gegen andere Jünglinge antreten wollten, um ihre bescheidenen Kräfte zu messen, musste
ein Name gefunden werden. Da sie im Hirschgarten spielten, ihr Ehrgeiz aber immer wieder zu kleineren Maulereien führte, tauschten sie Buchstaben so lange um,
bis Granteln und Hirschgarten zu Hirschgrandlern zusammenwuchs. Die Jahre vergingen, doch eines blieb immer gleich. Die Gesellen von einst spielten und
spielten. Sie traten beim AZ-Turnier gefühlte 212-mal an und überstanden auch immer wieder mal die erste Runde. Viele, viele Spieler wurden ihnen genommen,
Umzüge, die bösen Geister der Kreuzbandrisse und das Alter zehrten sie aus. Doch die gute Fee des Fußballs führte immer wieder neue Spieler zu ihnen.
Manchmal wurden ganze Mannschaften aufgenommen, die „Volle Blase“ aus Memmingen schon recht früh, bis hin zur Desolatia, mit der die Reste wieder ein ganzes
Team ergeben. Das Schicksal blies die Hirschgrandler aus dem Hirschgarten bis in alle möglichen und unmöglichen Ecken, doch eines einte sie weiterhin.
Die runde Kugel und ihre Bestimmung, in ein Ziel, Tore, Stangen, Hütchen, was sich halt so findet, zu fliegen. Und es gibt in diesen Zeiten des Wandels
doch immer wieder Beständiges: Das Spiel gegen Schwarz-Gelb München, die bei den Hirschgrandlern „Schiedsrichter“ genannt werden, weil sie ein ehrenwerter
Schiedsrichter, Herr Mosmeir, einmal fragte, ob sie auch gegen seine Mannschaft einmal spielen wollten. Und natürlich das berühmte Weißwurschdessen vom Steinerpeter.
Ein glücklicher neuer Trend erfreut die mittlerweile ergrauten Herren: Der Altersschnitt senkt sich wieder auf wunderbare Weise: Die Söhne der einstigen Gesellen
wieseln nun ihrerseits um die immer mehr zur Beständigkeit neigenden Hirschgrandler herum, denen mittlerweile mit dem schwindenden Ehrgeiz auch das Granteln abhanden kam.
Was bleibt ist die Freude am Kicken. Zum Beispiel jetzt bei diesem wunderbaren Sepp-Mosmeir-Cup.